Zusammenfassung
An Hand aufschlußreicher Fälle wird nach kurzer Berücksichtigung des sich widersprechenden
neueren Schrifttums zu modernen Problemen der aktinomykotischen Erkrankung Stellung
genommen. Im Gegensatz zu der keine wesentlichen Erkenntnisse mehr ergebenden bakteriologischen
Beurteilung des Krankheitsbildes werden die verschiedenen Fragen von individualpathologischen
Gesichtspunkten aus im Sinne Gottrons zu beantworten versucht. Zwar wird die Möglichkeit
exogener Infektion bejaht, jedoch dem endogenen Infektionsmodus für die Entstehung
der Aktinomykose die dominierende Rolle zugesprochen.
Die Bedingungen, unter welchen saprophytisch im Mund lebende Aktinomyceten pathogen
werden, sind dabei weniger in spontanen Änderungen der Virulenz derselben zu suchen,
als in Faktoren, die beim Wirt liegen. Am Beispiel einer „metastatisch-kutanen Aktinomykose”
wird auf die Abhängigkeit des phänotypischen Krankheitbildes mehr von der Verfassung
des Organismus als vom ursächlichen Erreger her hingewiesen und gewarnt vor einer
einseitigen Einstellung hinsichtlich klinischer Merkmale bei der Diagnosestellung.
Daß man der Heilung einer Akt. sehr skeptisch gegenüberzustehen hat, und daß es in
gewissem Sinne eine latente Form der Akt. gibt, wurde an Hand eines Falles mit seit
18 Jahren bestehender Akt. bewiesen, bei dem nach scheinbarer Abheilung immer wieder
an der gleichen Stelle Rezidive auftraten. Auf Grund individualpathologischer Krankheitsbetrachtung
konnte gezeigt werden, wann und unter welchen Umständen es zu einer Reaktivierung
des alten Herdes kam.
Bezüglich der Penicillinbehandlung läßt sich ein Urteil über den Grad der Wirksamkeit
noch nicht eindeutig gewinnen.
Endlich wird die Möglichkeit der aktinomykotischen Erkrankung lymphatischen Gewebes
festgestellt und an einem Beispiel die lymphmetastatische Ausbreitung gezeigt.